Über Kennzahlen erhält der Verkauf also in kompakter Form Auskunft über die Stärken und Schwächen seines Bereichs, über die momentane Situation, die tatsächliche Entwicklung, die Möglichkeiten und Chancen. Mit Kennzahlen können Sie oft jene Sachverhalte deutlicher machen, die aus den üblichen Betriebsdaten nicht unmittelbar herausgelesen und nur schwer interpretiert werden können.
Nachfolgend sollen jetzt für den Vertriebsbereich und den Außendienst die wichtigsten Kennzahlen genannt und kurz erörtert werden. Die Gesamtheit dieser Kennzahlen wird als Vertriebsinformationssystem (VIS) bezeichnet.
Absoluter Marktanteil (in Prozent)
Absoluter Marktanteil (%) = Unternehmensumsatz (€) x 100 / Marktvolumen (€)
Bei der Ermittlung der Kennzahl muss insbesondere der zu betrachtende Markt möglichst genau definiert sein. Diesen können Sie über Branchenverbände, das Statistische Zentralamt oder Marktforschungsinstitute ermitteln. Dabei ist natürlich auf die räumliche und zeitliche Eingrenzung des Markts genau zu achten.
Im Rahmen des Verkaufscontrollings ist diese Kennzahl von großer Bedeutung und sollte laufend (mindestens quartalsweise) überwacht werden. Insbesondere in konjunkturell schwachen Zeiten kann ein steigender absoluter Marktanteil dem Außendienst-Team immer noch als Motivation dienen. Arbeitet man doch bei sinkenden Umsätzen erfolgreicher als der Wettbewerb insgesamt.
Relativer Marktanteil (in Prozent)
Relativer Marktanteil (%) = Unternehmensumsatz (€) x 100 / Umsatz des (der) stärksten Mitbewerber
Insbesondere bei der Einführung neuer Produkte und Produktlinien oder der Eroberung neuer Märkte ist diese Kennzahl im Verlauf äußerst wichtig. Sie liefert gute Informationen über den Erfolg der Maßnahmen im Vergleich zum unmittelbaren Mitbewerb.
Bei sinkenden relativen Marktanteilen sind dann z.B. verstärkte Werbemaßnahmen zu unternehmen, veraltete Produkte schneller als geplant vom Markt zu nehmen und neue Produkte einzuführen.
Umsatzrentabilität (in Prozent)
Umsatzrentabilität (%) = Vertriebsdeckungsbeitrag (€) x 100 / Umsatz (€)
Der Vertriebsdeckungsbeitrag ist jene Größe, die nach Abzug aller direkt zurechenbaren Vertriebskosten (dazu gehören Außendienst-Gehälter, Provisionen, Prämien, Jahresvergütungen, alle Vertriebsnebenkosten wie z.B. Kfz-Kosten, Reise- und Übernachtungskosten aber auch Kosten für Messen, Werbung, Verkaufsförderung, Verpackung und Transport) vom Umsatz zur Deckung aller anderen betrieblichen Aufwendungen verbleibt.
Ziel muss es sein diesen Deckungsbeitrag jährlich zu erhöhen, um somit die Investitionsmöglichkeiten oder die Rendite des Unternehmens zu verbessern. Die Kennziffer ist aber nur dann wirklich sinnvoll, wenn Sie über längere Zeiträume hinweg (möglichst sogar über Jahre) regelmäßig für die Analyse und zur Kontrolle ermittelt wird.
Der Vertriebsdeckungsbeitrag lässt sich auch pro Außendienstmitarbeiter ermitteln. Hier muss dann zwar bei den Vertriebsnebenkosten mit Schlüsselungen gearbeitet werden, jedoch mit dem Vorteil, dass Sie dann die Deckungsbeiträge einzelner Verkäufer sehr gut miteinander vergleichen können.
Vertriebskostenstruktur (in Prozent)
Vertriebskostenstruktur (%) = Variable Vertriebskosten (€) x 100 / Gesamtvertriebskosten (€)
Die Definition der Vertriebskosten in fixe und variable muss jedes Unternehmen spezifisch für sich selbst entscheiden. Als Leitlinie sollte dienen, dass alle Kosten, die mit dem Außendienst zusammenhängen, grundsätzlich als variabel gesehen werden sollten (außer den fixen Gehaltsbestandteilen des Außendienstes).
Durchschnittlicher Umsatz pro Reisetag (in Euro)
Ø Umsatz pro Reisetag (€) = Umsatz pro Außendienstmitarbeiter (€) / Reisetage des Außendienstmitarbeiters (t)
Für die Führungskraft ist es sehr wichtig zu wissen, ob sich der Außendienstmitarbeiter von einem Jahr zum nächsten oder von einer Periode zur anderen positiv entwickelt.
Zur Ermittlung der Reisetage werden genaue Aufzeichnungen aus den Reisekostenabrechnungen benötigt.
Durchschnittlicher Deckungsbeitrag pro Reisetag (in Euro)
Ø Deckungsbeitrag pro Reisetag (€) = Deckungsbeitrag pro Außendienstmitarbeiter (€) / Reisetage des Außendienstmitarbeiters (t)
Insbesondere wenn der Umsatz steigt und der Deckungsbeitrag sinkt, ist es für den Verkaufsleiter an der Zeit eine Analyse vorzunehmen. Er muss hinterfragen, ob andere Produkte mit geringeren Deckungsbeiträgen verkauft wurden oder ob bei einem ähnlichen Produkt-Mix die Rabatt- und Konditionspolitik geändert wurde mit negativen Ergebnissen für das Unternehmen.
Beide Durchschnittswerte (Umsatz und Deckungsbeitrag pro Reisetag) sind deshalb immer gemeinsam einer Analyse zu unterziehen.
Anzahl der durchschnittlichen Kundenbesuche pro Tag oder Woche
Anzahl der Ø Kundenbesuche pro Tag/Woche = Kundenbesuche insgesamt (Anzahl) / Anzahl Reise-Tage (Wochen)
Insbesondere sog. „Durchhänger“ sind hier sehr schnell zu erkennen, um auch über diese Kennziffer entsprechende Korrekturmaßnahmen einleiten zu können.
Durchschnittsumsatz pro Kunde (in Euro)
Durchschnittsumsatz pro Kunde (€) = Gesamtumsatz des Mitarbeiters (€) / Anzahl seiner Kunden
Es ist durchaus denkbar, dass ein Außendienstmitarbeiter gute Umsätze erzielt und sich positiv entwickelt. Sollte dann gleichzeitig diese Kennziffer schlechter werden, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Mitarbeiter entweder wesentlich mehr Kundenbesuche macht (was grundsätzlich nicht falsch wäre, jedoch Grenzen hat) oder möglicherweise seine positive Umsatzentwicklung mit mehr Kunden aber sinkenden Durchschnittsumsätzen „erkaufen“ muss.
Hier würde dann die große Gefahr bestehen, dass möglicherweise größere Kunden verloren gehen (Stammkundenverlust). Stattdessen werden viele kleine Kunden besucht und damit sinkt die Rentabilität pro Kundenbesuch.
Neukunden- und Umsatzanteil (in Prozent)
Es ist völlig normal, dass einem Außendienstmitarbeiter pro Jahr durchaus 10–20% seiner alten Kunden „wegbrechen“ können. Dies ist teilweise kaum vermeidbar und im Fall von Insolvenzen und Betriebsaufgaben unmöglich zu verhindern.
Neukundenanteil (%) = Anzahl Neukunden des Außendienstmitarbeiters x 100 / Anzahl Gesamtkunden des Außendienstmitarbeiters
Umsatzanteil (%) = Umsatzanteil Neukunden des Außendienstmitarbeiters (€) x 100 / Gesamtumsatz des Außendienstmitarbeiters (€)
Umso wichtiger ist es also permanent potenzielle Neukunden zu besuchen. In einem bestimmten Ausmaß gehören Neukundenbesuche in jede tägliche Verkaufstour. Der Verkaufsleiter kann anhand der Neukunden-Kennziffern sehr gut erkennen, ob erfolgreiche Neukundenakquisition betrieben wurde und ob es gelingt den Neukundenumsatz, gemessen am jeweiligen Gesamtumsatz des Mitarbeiters, zu steigern.
»Neukundengewinnung realistisch und konkret zu planen ist ein wesentlicher Grundstein für Ihren Verkaufserfolg. In einem Praxisworkshop mit unseren Vertriebsexperten planen Sie Ihre Ressourcen und steigern Ihre Vertriebseffizienz nachhaltig.
Anzahl der durchschnittlichen Aufträge pro Tag oder Woche
Anzahl der Ø Aufträge pro Tag/Woche =Anzahl der Aufträge insgesamt / Anzahl der Reisetage/-wochen
Es ist sicherlich nicht falsch, wenn Sie mit wenigen Kunden einen hervorragenden Umsatz machen, halten und ausbauen können. Dieser Fall ist jedoch nicht die Regel. Und selbst sehr gute Außendienstmitarbeiter sind auf eine bestimmte Anzahl von Kundenbesuchen pro Tag oder Woche angewiesen, wenn sie Neukunden werben und damit die Zukunft nicht nur planen sondern auch positiv beeinflussen wollen.
Bei schwächeren Mitarbeitern kann darüber hinaus an einer sinkenden Kennziffer gut erkannt werden, ob der Fleiß des Mitarbeiters zu wünschen übrig lässt oder die Tourenplanung falsch ist. In jedem Fall ist der Verkaufsleiter gut beraten, die Auftragsdurchschnittszahl aller Mitarbeiter als Maßstab für den einzelnen zu nehmen.
Storno- und Stornowertquote (in Prozent
Stornoquote (%) = Stornierte Aufträge des Außendienstmitarbeiters x 100 / Gesamtzahl der Aufträge des Außendienstmitarbeiters
Stornowertquote (%) = Stornierte Auftragswerte des Außendienstmitarbeiters x 100 / Gesamtauftragswert der Aufträge des Außendienstmitarbeiters
Zum einen geht es darum, ob der Mitarbeiter Aufträge bei Kunden geschrieben hat, die diese später wieder stornieren (Kunde fühlt sich überredet, hatte andere Preise und Konditionen abgesprochen etc.). Zum anderen geht es darum, dass zwar der Gesamtauftrag vom Kunden nicht storniert wird, er aber einzelne Positionen des Auftrags wieder rückgängig macht, weil z.B. andere Mengen oder ein vorgezogener Liefertermin vereinbart war. Für beides gibt es Beispiele in Außendienst-Teams und bei abweichenden Kennziffern muss der Verkaufsleiter kontrollieren und tätig werden.
Auch Kundenverluste aufgrund von Retouren, die ja meistens ein vom Kunden nicht akzeptiertes Verhalten als Ursache haben, können mehr als unangenehme Folgen für das Unternehmen haben und sind zu beobachten.
Auftragsbesuchsverhältnis (in Prozent)
Auftragsbesuchsverhältnis (%) = Anzahl der Aufträge des Außendienstmitarbeiters x 100 / Anzahl der Kundenbesuche des Außendienstmitarbeiters
Es ist ja nicht abwegig, dass einige Mitarbeiter relativ viele Kundenbesuche durchführen, aber entweder für das Verkaufsgespräch dann viel zu wenig Zeit übrig haben oder ein Verkaufsgespräch nicht erfolgreich abschließen können (Closing). Im Verhältnis zum Durchschnitt aller Außendienstmitarbeiter sieht der professionelle Verkaufsleiter dann doch sehr schnell „wo der Schuh drückt“.
Durchschnittliche Besuchsreisestrecke (in km)
Ø Besuchs-Reisestrecke (km) = Reisestrecke für alle Besuche des Mitarbeiters (km) / Anzahl der gesamten Besuche des Mitarbeiters
Das liegt unter Umständen daran, dass der Mitarbeiter eine ungünstige Tourenplanung gemacht hat oder ständig „Sternfahrten“ unternimmt. Dies führt häufig zu einer Jahresfahrleistung, die erheblich über dem Durchschnitt liegt und, wenn man nicht gegensteuert, dem Mitarbeiter kostbare Verkaufszeit „raubt“.
Hier kann der Verkaufsleiter einen Doppeleffekt erzielen. Zum einen reduziert er die Kilometerstrecken und damit die Vertriebskosten und zum anderen schafft er dem Mitarbeiter Freiräume für weitere Kundengespräche und Verkäufe.
Exportquote (in Prozent)
Exportquote (%) = Exportumsatz (€) x 100 / Gesamtumsatz (€)
Exportquote pro Land (%) = Umsatz Exportland (€) x 100 / Gesamtumsatz (€)
Für jedes Unternehmen ist es heutzutage wichtig, einen bestimmten Anteil seiner Produkte zu exportieren, um sich z.B. von der Inlandskonjunktur nicht komplett abhängig zu machen. Darüber hinaus ist eine hohe Exportquote durchaus auch ein Zeichen für eine im Ausland geschätzte Qualität der Produkte und Dienstleistungen.
Stammkunden-Umsatzanteil (in Prozent)
Stammkunden-Umsatzanteil (%) = Stammkundenumsatz (€) x 100 / Gesamtumsatz
Stammkunden sind das Rückgrat eines jeden Unternehmens. Diese Kunden halten normalerweise dem Unternehmen auch in schwierigen Zeiten die Treue und wechseln nicht ohne wirklich gute Gründe zum Mitbewerb. Stammkunden sollten mehr als 50% des Umsatzes eines Unternehmens generieren.
Auf der anderen Seite ist ein ausgesprochen hoher Stammkundenanteil aber auch ein Indiz dafür, dass die Neukundenakquise möglicherweise vernachlässigt wird.
MitarbeiterInneneffizienz (in Euro)
MitarbeiterInneneffizienz (€) = Gesamtumsatz (€) / Ø periodische MitarbeiterInnenanzahl
Es ist aber denkbar, dass die Zahlen im Außendienst steigen, die Effektivität der Gesamtbelegschaft aber abnimmt. Dies wäre ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Verhältnis zwischen Innen- und Außendienst kritisch werden könnte und die Fixkostenbereiche gefährlich wachsen. Insofern ist die Kennziffer der Mitarbeitereffizienz insgesamt auch ein wichtiges Kontrollinstrument zur Zukunftssicherung des Unternehmens.
Verkaufsflächenumsatz (in Euro pro m2)
Verkaufsflächenumsatz (€ pro m2) = Umsatz (€) / Verkaufsfläche (m2)
Beim Vergleich dieser Kennziffern sollten Sie vor allem auch Benchmarking und Branchenkennzahlen mit heranziehen. Nur bei ständiger Kontrolle dieser Kennziffern ist auch gewährleistet, dass ein Maximum an Umsatz oder Deckungsbeitrag pro qm erzielt wird. Verkaufsfläche im Handel ist eine kostbare Investition und ein steigender Verkaufsflächenumsatz muss das Ziel sein.
Umsatz pro Produkt oder Produktgruppe (in Prozent)
Umsatz pro Produkt / Produktgruppe (%) = Umsatz pro Produkt / Produktgruppe (€) x 100 / Gesamtumsatz (€)
Hierbei können Sie nach der A/B/C-Analyse vorgehen oder sich ganz bestimmte Gruppen (z.B. Entwicklung von Neuprodukten oder Ladenhütern) anschauen. In jedem Falle ist eine permanente Beobachtung der Produkt-Umsatzentwicklung von erheblicher Bedeutung für den Gesamterfolg des Unternehmens.
Deckungsbeitrag pro Produkt oder Produktgruppe (in Prozent)/
Deckungsbeitrag pro Produkt (Produktgruppe) (%) = Deckungsbeitrag pro Produkt (Produktgruppe) (€) x 100 / Gesamtumsatz (€)
Sie ist von der Umsatzkennziffer zu unterscheiden, weil es bezüglich Umsatz und Deckungsbeitrag durchaus unterschiedliche Entwicklungen geben kann. Hier muss durch die Verkaufsleitung genau beobachtet werden, ob das eine mit dem anderen in gewissem Umfang korreliert.
Durchschnittspreis pro Produkt oder Produktgruppe (in Euro)
Ø Preis pro Produkt oder Produktgruppe (€) = Umsatz (€) / Anzahl der verkauften Produkte oder Produktgruppe
Häufig müssen Sie sich damit begnügen die Durchschnittspreisentwicklung aller Produkte oder zumindest ganzer Produktgruppen zu verfolgen. Dabei liegt in der Durchsetzungsfähigkeit des Außendiensts bei Preiserhöhungen ein Grundstein für die Rentabilität des Unternehmens. Es ist auch von großer Wichtigkeit den Niedergang von bestimmten Produkten in ihrem Lebenszyklus genau zu kennen, um jeweils individuell zu entscheiden, welches Produkt Sie besser vom Markt nehmen, bevor es in die Verlustzone läuft.